Neujahrsvorsätze – Mein Urlaub, ich als Leichtathlet und was ich in Finnland mache11 min read

Eigentlich nimmt man sich ja etwas zum neuen Jahr vor, dann hält der Vorsatz eine kurze Zeit, bevor man ihn wieder aufgibt. Ich habe mir vor Neujahr, genaugenommen im November vorgenommen, jede Woche einen Beitrag zu posten. Dieses Vorhaben hat auch 2 Monate gehalten, bis ich es genau an Neujahr aufgab. Genaugenommen habe ich es nicht an Neujahr aufgegeben. Um ehrlich zu sein hatte ich einen Artikel, der schon fast fertig war, aber irgendwie kam ich nicht dazu, ihn fertig zu machen.

Eigentlich sollte ich mich dafür entschuldigen, dass bis jetzt kein neuer Beitrag kam. Ich sollte Gründe vorschieben, warum ich keine Zeit hatte, zu schreiben, aber wisst ihr was? Ich entschuldige mich nicht, denn die Zeit, die ich stattdessen in anderes Zeug gesteckt habe, war ziemlich geil! Und heute geht es genau darum: Was ich im Urlaub gemacht habe, warum ich mich jetzt (fast) Kampfrichter in Zeitmessung schimpfen darf und wohin ich demnächst ins Ausland gehen werde.

Himmel in Finnland bei Dämmerung

Dieses Bild habe ich leider nicht selber gemacht, aber es zeigt, wo ich hoffentlich im nächsten Wintersemester sein werde: Finnland. Aber lasst mich mal am Anfang beginnen.

Prag

Weihnachten feiert meine Familie traditionell auf den Kanaren. Mindestens meine Eltern und ich fliegen dort hin, mein Bruder kommt dann für ein paar Tage auch zu uns. Die Kanaren sind sehr schön und Weihnachten dort zu feiern hat auch seinen Charme, obwohl dort natürlich kein Schnee liegt. Der einzige Haken ist nur, dass das Hotel ein Ü18-Hotel ist. Das bedeutet, dass es zum einen keine Kinder gibt, allerdings fehlen auch die Eltern, die zu den Kindern dazugehören. Manche Urlaubsgäste finden das sehr angenehm, da ihnen so kein kleines ungezogenes Balg zwischen den Beinen herumläuft. Mich und meine Eltern stört das wiederum, denn bevor das Hotel zu einem Ü18-Hotel wurde, belebten Kinder das Hotel. Jetzt ist das Hotel ein einziges Altenheim und es herrscht nur tote Hose.

Meine Eltern stört das weniger, weswegen sie auch Silvester auf Teneriffa verbringen. Ich hingegen ziehe es seit einigen Jahren vor, Silvester zu Hause mit meinen Freunden zu feiern, was ich auch dieses Jahr tat. Und genau an Silvester fragte mich mein Freund Leon, ob ich nicht Lust hätte, mit Lufthansa Surprise zu verreisen. Das Prinzip ist einfach: Man gibt einige Reiseziele an, zu denen man fliegen möchte, Lufthansa wählt dann eines der Reiseziele per Zufall aus und da reist man dann hin. Der Vorteil: Die Flugpreise sind spottbillig. Und so kam ich zu einem spontanen dreitägigen Kurzurlaub im Hilton Old Town Prague für schlappe 250€ inklusive Flug hin und zurück.

Zwar habe ich schon vor einem halben Jahr eine Radtour mit einem anderen Freund nach Prag gemacht, dennoch gab es noch viele Ecken, die wir damals noch nicht gesehen haben. Da Leon und ich begnadete Geocacher sind, schnappten wir uns einfach ein paar Stadtführungsmultis und erkundeten so die Stadt auf die besondere Art und Weise (Klickt auf ein Bild, um es zu vergrößern):

Zeitmessung

Aus Prag zurück ging der Ernst des Lebens wieder weiter. Die Uni fing wieder an und am Wochenende bekam ich eine neue Rolle in der Welt der Leichtathletik: Kampfrichter in der Zeitnahme. Naja, Kampfrichter kann man offiziell eigentlich noch nicht sagen, denn noch fehlt mir dazu die offizielle Ausbildung. Daher haben Entscheidungen, die ich treffe, eigentlich keine Entscheidungskraft und somit muss immer ein Kampfrichter danebenstehen und meine Entscheidungen abnicken, aber bisher hatte nie jemand einen Einwand.

Wer mich etwas kennt, dem habe ich schon sicherlich meine Karriere in der Leichtathletik erzählt. Eigentlich bin ich ja ein komplettes Leichtathletik-Greenhorn, ich bin also gänzlich unbegabt, was Leichtathletik betrifft. Ich bin nicht unsportlich, nur Leichtathletik liegt mir nicht. Bei uns im Ort richten wir allerdings jedes Jahr eine größere Leichtathletik-Veranstaltung aus. Manchmal sind es deutsche Mehrkampfmeisterschaften, manchmal Seniorenmeisterschaften und manchmal auch ganz einfache Kreismeisterschaften. In jedem Fall ist aber immer der gesamte Sportverein eingespannt. Der eine kümmert sich um Kaffee und Kuchen, der nächste um Grillwürstl und mein Vater und ich waren traditionell für die Pommes eingeteilt. Da ich ja etwas technikinteressiert bin, dachte ich mir eines Jahres, dass es doch eine feine Sache wäre, die Tontechnik für die Veranstaltung zu machen. Und so bekam ich im nächsten Jahr das Upgrade vom Pommes-Verkäufer zum Tontechniker. An sich kein sehr anstrengender Job, aber lustig war es allemal. Ein Jahr drauf waren wieder Meisterschaften, nur sind da den Veranstaltern die Stadionsprecher kurzfristig abgesprungen. Und was liegt da näher, als den Tontechniker zu fragen, ob er denn nicht auch Stadionsprecher sein wolle. Und so war ich mir nichts, dir nichts Stadionsprecher, und das ohne, dass ich eine wirkliche Ahnung von Leichtathletik hatte. Daher bekam ich eine rudimentäre Einweisung in die Regeln und in das was ich zu sagen hatte und ich tat mein Bestes, das auch möglichst gut umzusetzen. Und augenscheinlich machte ich meinen Job nicht allzu schlecht, denn ich wurde gefragt, ob ich nicht auch bei anderen Leichtathletik-Veranstaltungen im Umkreis Sprecher sein wolle.

Und so war ich auf mehreren Veranstaltungen, bis ich eines Tages bei einer Veranstaltung in Erding sah, wie am Speerwurf ein Tachymeter aufgebaut wurde. Wer nicht weiß, was ein Tachymeter ist, der muss sich nicht schämen: Ein Tachymeter, auch Tachy abgekürzt, ist das Messinstrument schlechthin, wenn es um (bis zu) millimetergenaue Winkel- und Längenmessungen im großen Stil geht. Also quasi das Standardwerkzeug eines jeden Vermessers. Und ich studiere ja Vermessung! Also ging ich zu dem Herrn, der am Speer das Tachy aufbaute, hin und fragte freundlich, was er denn da mache und erklärte ihm auch, dass ich eben Vermessung studiere. Mit Freunde erzählte er mir, dass er für die Weitenmessung beim Speer zuständig war und fragte mich auch gleich, ob ich, da ich das ja auch studiere, nicht auch Lust hätte, im Messteam dabei zu sein. Und das war also der Beginn meiner Karriere als Leichtathletik-Kampfrichter, ohne dass ich eine Ahnung von Leichtathletik hatte. (Natürlich hatte ich schon eine gewisse Ahnung von Leichtathletik. In meiner Zeit als Sprecher habe ich die Regeln gelernt und auch einigermaßen gelernt, eine gute von einer schlechten Leistung zu unterscheiden. Allerdings hatte ich immer noch keine Ahnung vom Sport an sich: Ich konnte zwar unterscheiden, ob ein Wurf gültig war oder nicht, was aber genau an der Technik des Sportlers falsch oder richtig war, konnte ich damals wie heute nicht einschätzen.)

Als Sprecher wurde ich daraufhin nur ab und zu eingesetzt, allerdings ist das auch ein Job, den ich persönlich nicht allzu geil finde, denn:

  1. Der Sprecher ist das Drehkreuz, bei dem alles zusammenkommt. Startlisten für Läufe, End- und Zwischenergebnisse und natürlich auch alle anderen wichtigen Infos, die man durchsagen muss. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass ich als Sprecher derjenige bin, der allen in den Arsch treten muss. Ich bin derjenige, der dafür sorgen muss, dass ich meine Startlisten rechtzeitig bekomme, um die Namen der Läufer vorzulesen. Ich bin derjenige, der das Wettkampfbüro daran erinnern muss, dass die Startlisten auch gleich in der richtigen Reihenfolge kommen sollen. Ich bin derjenige, der immer allen Infos hinterherrennen muss, um diese auch durchsagen zu können.
  2. Gleichzeitig bin ich auch oftmals die erste Anlaufstelle, wenn irgendwer mit irgendwas unzufrieden ist. Immerhin in der Hinsicht darf ich den gesamten Ärger dann voll und ganz an das Wettkampfbüro weiterleiten.
  3. Es ist mir auch schon einige Male passiert, dass ich mit einer Siegerehrung angefangen habe, das Wettkampfbüro dann noch einen Fehler bemerkte und mir mittendrin neue Ergebnislisten für die gerade laufende Siegerehrung reichte. Und da ist es ein sehr geiles Gefühl, sagen zu müssen: “Sorry, ihr seid doch nicht auf dem ersten Platz, ihr habt nur den zweiten Platz.”

Versteht mich nicht falsch. Der Job des Stadionsprechers ist schon geil. So bin ich z. B. immer am Puls des aktuellen Geschehens und Adrenalin ist auch immer garantiert, aber eben etwas zu viel Adrenalin für meinen Geschmack.

Die Tätigkeit als Kampfrichter in der Weitenmessung ist hingegen das komplette Gegenteil davon, denn wer interessiert sich schon für Weitenmessung? Natürlich sind die Wurfdisziplinen an sich schon wichtig, aber Beschwerden und Diskussionen gibt es eigentlich nie. Dazu kommt noch, dass die Wurfanlagen oftmals etwas abseits liegen und man somit, selbst wenn etwas Schlimmes passiert, es gar nicht oder erst später mitbekommt. Aber hey, mir wurde ein mehrere tausend Euro teures Messgerät in die Hand gedrückt und ich bin der im Team, der sich am besten damit auskennt. Und auch der Job macht Spaß: Ich muss das Gerät am Anfang aufstellen und einmessen. Dann muss ein Kampfrichter noch eine bis zwei Kontrollmessungen abnehmen aber dann ist das einzige, was ich machen muss, das Gerät nach jedem Wurf in die Richtung des Auftreffpunktes zu drehen und einen Knopf zu drücken. Die ganze Feinanzielung, Winkel- und Streckenmessung und alle folgenden Rechenschritte macht das Gerät von selbst und ich muss nur darauf warten, dass mir das Gerät nach ein paar Sekunden das Endergebnis der Messung anzeigt. Das darf ich dann vorlesen und der Schreiberling muss es dann notieren. Fertig. Gleichzeitig verbringe ich einen entspannten Tag in der Sonne, bekomme kostenloses Essen und Trinken und meist auch noch ein kleines Taschengeld obendrauf. Was will man mehr?

Wenn man aber einmal in der Welt der Leichtathletik drinnen ist, kommt man so leicht nicht mehr heraus: Als ich bei einer Veranstaltung in Kirchheim für die Messung des Speerwurfes eingeteilt war, setzte ich mich in einer Pause zu den Kampfrichtern, die für die Zeitmessung der Läufe zuständig waren und wir kamen ins Gespräch. Und irgendwie mussten sie dort meine Technikaffinität erschnüffelt haben, denn sofort wurde ich verhaftet und bei der nächsten Veranstaltung für die Zeitnahme eingeteilt. Und jetzt bin ich Kampfrichter in der Zeitnahme, Kampfrichter in der Weitenmessung und ab und zu noch Tontechniker oder Stadionsprecher.

Und bevor sich jetzt jemand darüber aufregt, dass ich ja eigentlich offiziell kein Kampfrichter bin: Im März mache ich meine Ausbildung und ab dann bin ich auch offiziell Kampfrichter.

Finnland – ERASMUS one more time

Ja, ihr habt richtig gehört, ich habe mich nochmal für ERASMUS+SMS beworben. Das heißt, dass ich, sofern ich angenommen werde, das Wintersemester 2019/20 in Helsinki in Finnland verbringen werde. Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas darüber schreiben, aber Hand aufs Herz: Ihr habt euch jetzt schon durch 1600 Wörter quälen müssen, ich glaube, es ist besser, wenn ich Finnland seinen eigenen Beitrag gebe. Nächste Woche wird es also um meine neue ERASMUS-Bewerbung gehen, warum ich nach Finnland möchte und was ich bei diesem ERASMUS-Austausch anders machen werde als bei meinem letzten. Bis dahin würde ich sagen:

Habt eine schöne Woche und vielen lieben Dank, dass ihr es bis hierhin durchgehalten habt.

Euer Frederik

Credit Finnland-Foto: pexels.com

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